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Schnitzelbeat Vol. 3

TRACKLIST

Schnit­zel­beat Vol. 3
READY FOR TAKE OFF
For­got­ten Psy­che­de­lic, Flower Power and Pro­to-Punk arte­facts from Aus­tria
1967–1973

Pro­du­ced by Trash Rock Archi­ves. Com­pi­led by Al Bird Sput­nik. 16 Song-LP out on Diga­to­ne // 20-Song-CD out on Kon­kord.

20

THE WALLFLOWERS
Blumen im Haar

(Polydor/1967) 2:11

Nach dem Vor­bild der US-ame­ri­ka­ni­schen Mon­kees, die ab 1966 die Hit­pa­ra­den der west­li­chen Welt im Sturm erobert hat­ten, wur­de auch in Öster­reich der Ver­such unter­nom­men mit einer Cas­ting­band zu punk­ten, was uns zur sel­ten erzäh­len Geschich­te der Wall­flowers bringt. Die öster­rei­chi­sche Poly­dor-Depen­dence rief im Jahr 1967 den hei­mi­schen Nach­wuchs dazu auf, sich mit Foto, Lebens­lauf und aus­ge­füll­tem Fra­ge­bo­gen zu bewer­ben. Meh­re­re öster­rei­chi­sche Tages­zei­tun­gen stell­ten in Arti­kel­se­ri­en die jewei­li­gen Kan­di­da­ten vor und lie­ßen ihre Lese­rIn­nen­schaft dar­über abstim­men, wer es in die Band schaf­fen soll­te. Das auf die­sem Wege ent­stan­de­ne Quin­tett wur­de The Wall­flowers getauft und im März 1968 in Peter Rapps ORF-TV-Sen­dung „Spot­light“ der Öffent­lich­keit vor­ge­stellt, wor­über sei­ner­zeit sogar das reich­wei­ten­star­ke deut­sche Jugend­ma­ga­zin Bra­voberich­te­te. In Anbe­tracht die­ser auf­wen­dig orches­trier­ten Medi­en­ak­ti­on mag es wun­der­lich erschei­nen, dass die­se Grup­pe im Zeit­raum ihres Bestehens 1967–69 kaum Spu­ren in der hei­mi­schen Musik­sze­ne hin­ter­ließ und ins­ge­samt nur zwei Sin­gles auf den Markt brach­te. Von den ent­stan­de­nen vier Num­mern sticht ins­be­son­de­re „Blu­men im Haar“ her­vor, eine Cover­ver­si­on der hol­län­di­schen Bubble­gum-Band After Tea, die mit schril­len Kin­der­chor-Arran­ge­ments glänzt und die unver­gess­li­che Text­zei­le „Nicht auf die Blu­men in dem Haar, auf euer Herz kommt es an, denn Lie­be nur allein alles ändern kann“ beinhal­tet. Ein Song, der sich als Hym­ne auf wah­re Lie­be lesen lässt, eine Lie­be, die kei­ner Äußer­lich­kei­ten bedarf. Und gleich­zei­tig ist „Blu­men im Haar“ auch eine Pro­test-Num­mer gegen den Pro­test und lässt sich als Absa­ge an alter­na­ti­ve Lebens­ent­wür­fe der Ära deu­ten. In ande­ren Wor­ten: ein Anti-Hip­pie-Song. Das ist der­ar­tig vor­bei­pro­du­ziert am Zeit­geist und den Bedürf­nis­sen der Ö3-Höre­rIn­nen­schaft, dass es einem gera­de­zu Respekt abver­langt. Und den­noch soll­te man The Wall­fo­wers nicht ein­fach nur als bizar­re Fehl­pro­duk­ti­on der hei­mi­schen Schall­plat­ten­in­dus­trie abtun, rufen sie uns doch ein­drück­lich in Erin­ne­rung, dass wir uns nicht in San Fran­cis­co oder Lon­don befin­den – son­dern eben in Wien, Graz, Linz oder Gum­polds­kir­chen. Auch das, mei­ne Freun­din­nen und Freun­de, ist iden­ti­täts­stif­tend und somit ein wür­di­ges Ende unse­rer Com­pi­la­ti­on.