Releases
Schnitzelbeat Vol. 3
TRACKLIST
- 01 NOVAKS KAPELLE Garbage Man (1967)
- 02 CHARLES RYDERS CORPORATION White Flames (1968)
- 03 EXPIRATION It wasn’t right (1968)
- 04 HIDE & SEEK I can fly (1970)
- 05 MAYBE HAIR War (1971)
- 06 THE SEALS Stop this War (1969)
- 07 THE COP STIGH War History (1973)
- 08 ALBATROSS I am dead (1970)
- 09 THE YOUNG SOCIETY It’s War (1970)
- 10 ROCKY F. HOLICKE Ready for Take Off (1973)
- 11 THE BEATNIKS Fernost (1967)
- 12 JACK GRUNSKY Sally McGregor (1968)
- 13 LES SABRES Yes I see (1968)
- 14 THE V‑RANGERS Make Love (1969)
- 15 THE AUSTRIAN BROTHERS Brother (1972)
- 16 LES MARQUIS Silence on the Shore (1969)
- 17 HIPPOPOTAMUS Traffics Ease Thida (1971)
- 18 THE HUSH Giny (1971)
- 19 GENERATION 2000 All right (1969)
- 20 THE WALLFLOWERS Blumen im Haar (1967)
Forgotten Psychedelic, Flower Power and Proto-Punk artefacts from Austria
1967–1973
Produced by Trash Rock Archives. Compiled by Al Bird Sputnik. 16 Song-LP out on Digatone // 20-Song-CD out on Konkord.
CHARLES RYDERS CORPORATION
White Flames
Nach dem Zerfall seiner über die Landesgrenzen hinaus gefeierten Rhythm-n-Blues-Band The Slaves adaptierte der Wiener Ausnahme-Gitarrist Karl Ratzer das Alias Charles Ryder und formierte im Jahr 1967 gemeinsam mit zwei ehemaligen Mitgliedern der lokalen Beat-Gruppe The Hards ein Trio, das in den Anfangstagen als Charlie Ryder And The New Slaves firmierte. Nach einigen Umbesetzungen und Umbenennungen absolvierten sie eine Tour durch bayrische Kasernen und Ami-Clubs, ehe es Anfang 1968 zur Fusion mit der bekannten Wiener Psychedelic Rock-Formation The Look kam: Die Entstehung der Charles Ryders Corporation. Als Hausband im neu gegründeten Camera Club entwickelten sich die elektrisierenden Live-Gigs des Quintetts rasch zum Stadtgespräch, was auch mediales Interesse mit sich brachte. „Es sind Leute in den Club gekommen, die Lieder von uns wollten“, ruft sich Bassist Wolfgang Hafenbrödl in Erinnerung. „Der Chef der Wiener Decca-Vertretung hat den Vorschlag gemacht, dass wir etwas rausbringen sollten“. Noch am selben Tag wurden hastig Songs geprobt und arrangiert, die kurze Zeit später im Studio des Wiener Filmkomponisten Gerhard Heinz aufgenommen wurden. Aus dem entstandenen Material wählte das Decca-Label vier Stücke aus, die im April 1968 auf zwei Single-Schallplatten veröffentlicht wurden. Insbesondere „White Flames“, ein experimentelles Psychedelic Rock-Instrumental mit kryptischen Vocal-Parts und sinistrer Grundstimmung blieb in Erinnerung. Wie ein manischer Schlangenbeschwörer bearbeitete Ratzer hier seine Gitarre und entlockte ihr Klänge, wie sie zuvor noch nie auf einer österreichischen Produktion zu hören gewesen waren. Nach einem Gastspiel in Italien, bei dem die Charles Ryders Corporation zeitweise ihre Hotelzeche nicht bezahlen konnte, absolvierten sie einen Auftritt bei der groß angelegten TV-Gala „Coupe d’Europe International“ in Innsbruck. Dies sollte der letzte öffentliche Auftritt der Band werden, denn unmittelbar nachdem die Schlussakkorde erklungen waren, klickten die Handschellen. Lead Sänger Ernst Brüll wurde im Backstage-Raum von der Tiroler Polizeibehörde verhaftet, da er sich vor seiner Bundesheer-Einberufung gedrückt hatte und untergetaucht war: Die Swinging Sixties im Alpenland. Nach dem Zerfall der Gruppe im Oktober 1969 machte Karl Ratzer – wie ohnedies bekannt – als gefeierter Lead-Gitarrist weiter und spielte in etlichen wegweisenden Bands seiner Zeit – etwa bei C‑Department und Gipsy Love – bevor er in den frühen 1970er-Jahren in die USA ging, um dort den Durchbruch als Jazz- und Blues-Gitarrist zu schaffen.