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Schnitzelbeat Vol. 3

TRACKLIST

Schnit­zel­beat Vol. 3
READY FOR TAKE OFF
For­got­ten Psy­che­de­lic, Flower Power and Pro­to-Punk arte­facts from Aus­tria
1967–1973

Pro­du­ced by Trash Rock Archi­ves. Com­pi­led by Al Bird Sput­nik. 16 Song-LP out on Diga­to­ne // 20-Song-CD out on Kon­kord.

02

CHARLES RYDERS CORPORATION
White Flames

(Decca/1968) 2:59

Nach dem Zer­fall sei­ner über die Lan­des­gren­zen hin­aus gefei­er­ten Rhythm-n-Blues-Band The Slaves adap­tier­te der Wie­ner Aus­nah­me-Gitar­rist Karl Rat­zer das Ali­as Charles Ryder und for­mier­te im Jahr 1967 gemein­sam mit zwei ehe­ma­li­gen Mit­glie­dern der loka­len Beat-Grup­pe The Hards ein Trio, das in den Anfangs­ta­gen als Char­lie Ryder And The New Slaves fir­mier­te. Nach eini­gen Umbe­set­zun­gen und Umbe­nen­nun­gen absol­vier­ten sie eine Tour durch bay­ri­sche Kaser­nen und Ami-Clubs, ehe es Anfang 1968 zur Fusi­on mit der bekann­ten Wie­ner Psy­che­de­lic Rock-For­ma­ti­on The Look kam: Die Ent­ste­hung der Charles Ryders Cor­po­ra­ti­on. Als Haus­band im neu gegrün­de­ten Came­ra Club ent­wi­ckel­ten sich die elek­tri­sie­ren­den Live-Gigs des Quin­tetts rasch zum Stadt­ge­spräch, was auch media­les Inter­es­se mit sich brach­te. „Es sind Leu­te in den Club gekom­men, die Lie­der von uns woll­ten“, ruft sich Bas­sist Wolf­gang Hafen­brödl in Erin­ne­rung. „Der Chef der Wie­ner Dec­ca-Ver­tre­tung hat den Vor­schlag gemacht, dass wir etwas raus­brin­gen soll­ten“. Noch am sel­ben Tag wur­den has­tig Songs geprobt und arran­giert, die kur­ze Zeit spä­ter im Stu­dio des Wie­ner Film­kom­po­nis­ten Ger­hard Heinz auf­ge­nom­men wur­den. Aus dem ent­stan­de­nen Mate­ri­al wähl­te das Dec­ca-Label vier Stü­cke aus, die im April 1968 auf zwei Sin­gle-Schall­plat­ten ver­öf­fent­licht wur­den. Ins­be­son­de­re „White Fla­mes“, ein expe­ri­men­tel­les Psy­che­de­lic Rock-Instru­men­tal mit kryp­ti­schen Vocal-Parts und sinis­trer Grund­stim­mung blieb in Erin­ne­rung. Wie ein mani­scher Schlan­gen­be­schwö­rer bear­bei­te­te Rat­zer hier sei­ne Gitar­re und ent­lock­te ihr Klän­ge, wie sie zuvor noch nie auf einer öster­rei­chi­schen Pro­duk­ti­on zu hören gewe­sen waren. Nach einem Gast­spiel in Ita­li­en, bei dem die Charles Ryders Cor­po­ra­ti­on zeit­wei­se ihre Hotel­ze­che nicht bezah­len konn­te, absol­vier­ten sie einen Auf­tritt bei der groß ange­leg­ten TV-Gala „Cou­pe d’Europe Inter­na­tio­nal“ in Inns­bruck. Dies soll­te der letz­te öffent­li­che Auf­tritt der Band wer­den, denn unmit­tel­bar nach­dem die Schluss­ak­kor­de erklun­gen waren, klick­ten die Hand­schel­len. Lead Sän­ger Ernst Brüll wur­de im Back­stage-Raum von der Tiro­ler Poli­zei­be­hör­de ver­haf­tet, da er sich vor sei­ner Bun­des­heer-Ein­be­ru­fung gedrückt hat­te und unter­ge­taucht war: Die Swin­ging Six­ties im Alpen­land. Nach dem Zer­fall der Grup­pe im Okto­ber 1969 mach­te Karl Rat­zer – wie ohne­dies bekannt – als gefei­er­ter Lead-Gitar­rist wei­ter und spiel­te in etli­chen weg­wei­sen­den Bands sei­ner Zeit – etwa bei C‑Department und Gipsy Love – bevor er in den frü­hen 1970er-Jah­ren in die USA ging, um dort den Durch­bruch als Jazz- und Blues-Gitar­rist zu schaf­fen.

Eine aus­führ­li­che Ver­si­on der Charles Ryders Cor­po­ra­ti­on-Geschich­te fin­det sich in den Liner Notes zu „Scham­los“ (LP/Digatone). Wei­ter­füh­ren­de Infor­ma­ti­on zu Karl Rat­zers beweg­ter Musi­ker­lauf­bahn las­sen sich im Begleit­text von „Karl Rat­zer – The Ear­ly Years“ (LP/Schallter) nach­le­sen.