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Schnitzelbeat Vol. 3

TRACKLIST

Schnit­zel­beat Vol. 3
READY FOR TAKE OFF
For­got­ten Psy­che­de­lic, Flower Power and Pro­to-Punk arte­facts from Aus­tria
1967–1973

Pro­du­ced by Trash Rock Archi­ves. Com­pi­led by Al Bird Sput­nik. 16 Song-LP out on Diga­to­ne // 20-Song-CD out on Kon­kord.

06

THE SEALS
Stop this War

(Ama­deo Sonderanfertigung/1969) 2:57

Eine der unge­heu­er­lichs­ten Ver­öf­fent­li­chun­gen des Schnit­zel­beat geht auf das Kon­to einer Teen­ager-Band aus Wien, die sich im Jahr 1965 als The Fairs gegrün­det hat­te, ehe sie sich 1967 in The Yelps und 1969 in The Sealsumbe­nann­te. Schlecht bezahl­te Gigs in loka­len Bars und Nacht­clubs sowie häu­fi­ge Beset­zungs­wech­sel präg­ten den Wer­de­gang, wobei ledig­lich der Gitar­rist Kurt „King“ Grat­zer und Bas­sist Peter „Biwa“ Ren­ner in allen Inkar­na­tio­nen des Line-Ups aktiv waren. Die bei­den jun­gen Män­ner, die sich im Rah­men ihrer Kell­ner-Aus­bil­dung ken­nen­ge­lernt hat­ten, ver­band eine Lei­den­schaft für har­ten Beat und Rhythm-N-Blues. „Kinks, Troggs, Who, Rol­ling Stones… Das war der Sound, den wir machen woll­ten“, erin­nert sich Peter Ren­ner zurück. „Und bei unse­ren Live-Shows ging es dar­um, Dampf abzu­las­sen, aggres­siv auf­zu­tre­ten und zu pro­tes­tie­ren“. Dabei kul­ti­vier­ten die Band­mit­glie­der ein exzen­tri­sches Image, tra­ten in bizar­ren Kos­tü­men vor ihr Publi­kum und zele­brier­ten manch­mal sogar die Zer­stö­rung ihres Equip­ments auf der Büh­ne. Der Kon­takt zu einer Plat­ten­fir­ma ent­stand auf Initia­ti­ve des ehe­ma­li­gen Aus­tria Wien-Stür­mers und Lokal­be­trei­bers Horst Nemec, in des­sen Wirts­haus die Seals-Mit­glie­der Stamm­gäs­te waren. „Er hat gemeint, er kennt wen bei Ama­deo“, ver­ge­gen­wär­tigt sich Peter Ren­ner. „Und so hat das eine zum ande­ren geführt. Die Plat­te haben wir dann inner­halb von weni­gen Stun­den im Kon­zert­haus auf­ge­nom­men“. Die Sin­gle „Stop this War / Around the World“ wur­de von der Band selbst finan­ziert und erschien im Som­mer 1969 – als „Son­der­an­fer­ti­gung“ ohne Kata­log­num­mer. Öster­rei­chi­sche Medi­en nah­men damals kaum Notiz davon, ledig­lich der Ö3-Dan­dy André Hel­ler leg­te einen der bei­den Songs in sei­ner Sen­dung auf, aller­dings nur, um die Plat­te mit­ten­drin abzu­wür­gen und den Seals jeg­li­che Ori­gi­na­li­tät abzu­spre­chen. Wie man sich doch täu­schen kann. In der Retro­spek­ti­ve zählt der Release zu den mys­tischs­ten und gesuch­tes­ten öster­rei­chi­schen Ton­do­ku­men­ten der 1960er-Jah­re – und selbst heu­te lässt sich das Aus­maß die­ser Pio­nier­leis­tung nicht zur Gän­ze dechif­frie­ren. Han­delt es sich bei den Seals um die öster­rei­chi­sche Pro­to-Punk-Ent­spre­chung zu MC5 und den Stoo­ges? Und waren sie sich der schie­ren Not­wen­dig­keit von lust­vol­ler Total­ver­wei­ge­rung ange­sichts der nahen­den „Austropop“-Problematik bewusst? Ende 1969 wech­sel­te die Band ins Pro­fi-Lager und ging auf Tour nach Süd­deutsch­land, stieß aber auf­grund ihres schrof­fen Sounds häu­fig auf Unver­ständ­nis sei­tens der Lokal­be­trei­be­rIn­nen und des Publi­kums. Im Dezem­ber 1970 lös­ten sich die Seals kon­se­quen­ter­wei­se auf.