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Schnitzelbeat Vol. 3

TRACKLIST

Schnit­zel­beat Vol. 3
READY FOR TAKE OFF
For­got­ten Psy­che­de­lic, Flower Power and Pro­to-Punk arte­facts from Aus­tria
1967–1973

Pro­du­ced by Trash Rock Archi­ves. Com­pi­led by Al Bird Sput­nik. 16 Song-LP out on Diga­to­ne // 20-Song-CD out on Kon­kord.

01

NOVAKS KAPELLE
Garbage Man

(Private/1967) 1:46

Die welt­be­rühm­ten Radau­brü­der von Novaks Kapel­le drück­ten in ihrer rund 13 Jah­re wäh­ren­den Kar­rie­re (1967–1980) der Kul­tur­na­ti­on Öster­reich deut­lich ihren Stem­pel auf. In ihrem Auf­tre­ten ver­kör­per­te die Band den Spi­rit des zeit­ge­nös­si­schen Pop-Under­grounds weit­aus authen­ti­scher als es in Wien jener Tage erwart­bar gewe­sen wäre und wirk­te pha­sen­wei­se wie die Comic-Par­odie einer auf­säs­si­gen bri­ti­schen oder US-ame­ri­ka­ni­schen Band aus den Fern­seh­sen­dun­gen „Beat Club“ oder „Rea­dy Ste­ady Go“. Bei ihren Live-Shows cover­te Novaks Kapel­le kei­ne Hits aus dem Ö3-Radio­pro­gramm, gab kei­ne Zuga­ben und rich­te­te auch sonst kei­ne freund­li­chen oder ver­bind­li­chen Wor­te an ihr Zuhö­re­rIn­nen­schaft. Eher im Gegen­teil: Die Band­mit­glie­der waren stadt­be­kann­te Stö­ren­frie­de, die bereits dut­zen­de Haus- und Betre­tungs­ver­bo­te in Wie­ner Loka­len ange­sam­melt hat­ten und ihre Abnei­gung gegen das öster­rei­chi­sche Spie­ßer­tum in eine Büh­nen-Per­for­mance der Pro­vo­ka­tio­nen kana­li­sier­ten. Wäh­rend der hei­mi­sche Bou­le­vard das unma­nier­li­che Betra­gen von Novaks Kapel­le effekt­ha­sche­risch auf­bau­sch­te und genüss­lich skan­da­li­sier­te, ging die ers­te Recor­ding Ses­si­on der Band im Jahr 1967 gänz­lich unbe­merkt über die Büh­ne: Ein befreun­de­ter Pro­mo­ter aus der BRD hat­te einen spon­ta­nen Auf­nah­me­ter­min im renom­mier­ten Aus­tro­phon-Stu­dio ein­ge­fä­delt, doch das Ken­nen­ler­nen zwi­schen Band und der hei­mi­schen Musik­in­dus­trie war von Beginn an von Skep­sis und Miss­ver­ständ­nis­sen geprägt. Als Schlag­zeu­ger Erwin Novak sich etwa erkun­dig­te, ob sei­ne Sna­re Drum mit einem Hall-Effekt ver­se­hen wer­den könn­te, erhei­ter­ten sich die zustän­di­gen Ton­in­ge­nieu­re – bie­de­re Her­ren in grau­en Arbeits­män­teln – über die Anfra­ge. Sie hät­ten doch schon mit Kali­bern wie Udo Jür­gens gear­bei­tet und wüss­ten, wie eine Marsch­trom­mel zu klin­gen hät­te. Die resul­tie­ren­de Auf­nah­me „Gar­ba­ge Man“ geriet zum Kom­pro­miss und wur­de – nach­dem ein Sin­gle-Ein­zel­stück geschnit­ten wur­de – rasch wie­der ver­ges­sen. 55 Jah­re spä­ter ist der Song indes der per­fek­te Start für unse­re Com­pi­la­ti­on: Hart, kra­chig, aber gleich­zei­tig auch ganz schön groo­vend. Und so fort­schritt­lich pun­kig, wie man 1967 eben schon sein konn­te.

Die gesam­te Band-Geschich­te lässt sich in den Liner Notes der Novaks Kapel­le-Antho­lo­gie „Fart­wind“ (CD/Trost) nach­le­sen.